Mittwoch, 02. April 2025
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Bündnis „Wohnungsnot durch Umwandlung und Eigenbedarfskündigungen“ stellt Forderungen

Gründerzeit-Altbau in Moabit

Das Bündnis „Wohnungsnot durch Umwandlung und Eigenbedarfskündigungen“ stellt Forderungen an die Parteien der Koalitionsverhandlungen im Bundestag und kündigt kurzfristige Aktionen an.
Im Bündnis sind soziale Mieterorganisationen, soziale Wohnungsbaupolitiker und einige Stadträte vertreten.
Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Facility Management, Ephraim Gothe, informiert in seiner Pressemitteilung Nr. 058/2025 vom 17.03.2025 über die Umwandlungs-Problematik und die Forderungen.

Weitere Informationen:

www.wohnungsnot-stoppen.de/forderungen


Kommentar: Zivilisationskrise und Urbanisierungskrise voraus

Von Michael Springer

Wohnungskrise und Wohnungsmarkt-Krisenphänomene wie die Umwandlung von Wohnungen in Eigentumswohnungen, sind nur die sichtbaren und spürbaren Zeichen einer langandauernden zyklischen Entwicklung. Volkswirtschaftliche und politische Entscheidungen und von Finanzmacht getragene Lobbyentscheidungen haben umfassende Fehlentwicklungen auf dem Immobilienmarkt befördert. Die größte und folgenreichste Fehlentwicklung ist durch die von vermeintlichen Sozialdemokraten in Gang gesetzte „Agenda 2010“, verbunden mit Lohnsenkungspolitik und Finanzialisierung der Anleger- und Immobilienmärkte, eingeleitet worden.
Im Ergebnis haben wir Wohnungs- und Immobilienmärkte für eine 40%-Gesellschaft geschaffen, die gute und sichere Arbeit oberhalb eines Medieneinkommens erzielen. Die einseitige Finanzialisierung und Begünstigung von großen Kapitalanlegern hat zudem große Ungleichgewichte im Markt entstehen lassen. Die Planungshoheit und die Finanzhoheit der Kommunen sind gefährdet, weil immer mehr Sozialtransfers notwendig werden.
Im Zuge des demografischen Wandels haben wir es bereits mit einer ernsthaften Urbanisierungskrise zu tun, in der rund 60% der Bevölkerung dauerhaft ohne ausreichendes Eigenkapital bleiben, um selbst Wohneigentum bilden zu können.
Berlin wird so zur „Durchlauf-Metropole“, in der Menschen nur noch in zeitweiligen Lebensphasen sesshaft und ohne Existenzsorgen leben können.
Die Zivilisationskrise und Urbanisierungskrise prägt sich mit ungestüm fortschreitender Digitalisierung und Roboterisierung in den nächsten Jahren immer weiter aus. Nach der Zuwanderungskrise deutet sich bereits eine kommende Leerstandskrise im Wohnungsmarkt an, die zwar neue Räume, aber keine neuen finanziellen Spielräume schaffen wird.

Blockaden offenlegen — Chancen nutzbar machen

Andererseits entstehen in Berlin immer neue Möglichkeiten und neue Chancen. Die besten Chancen sind in Berlin vor allem durch Lobbys und Kapitalanleger-Interessen und durch standortpolitische Präferenzen und politische Folklore blockiert. Dazu gehört: bestehende, wirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Freiräume der Europäischen Union und der Rechtsrahmen der EU werden in Berlin unzureichend genutzt.

Die Offenlegung der Blockaden und Chancen wird zur wichtigsten Aufgabe der nächsten Wochen. Berlin hat zudem viele städtebauliche und baurechtliche Spielräume, die nicht genutzt werden. Ursachen:

  • die Chancen sind aus einer reinen „Mieterperspektive“ oder aus „Sicht der Kommunalpolitik“ nicht erkennbar.
  • soziale Gerechtigkeit im Bau- und Immobilienmarkt fängt zudem mit Transparenz, Formblättern, Ausschreibungen und Geschäftsordnungen an, die Offenheit und offene Beteilung etablieren.
  • Standortpolitische Interessen, Netzwerke und Lobbys bremsen Innovationen und Disruptionen aus.
  • Politische Praxis und Verwaltungszentrierungen engen Spielräume bis zum Stillstand ein.
  • Es gibt keine städtebaulichen Akteure, die Gesamtinteressen vertreten und volkswirtschaftlich proaktiv handeln, und wirtschaftlich gestalten.
  • Genossenschaften und Baugruppen sind das einzige Lichtzeichen am Horizont.

Um die Situation Berlins und die Lebensperspektiven zu verändern und zu verbessern, ist es notwendig,. in der ungeheuren Nachrichtendichte Alternativen, weite Perspektiven und tragfähige Entwürfe und Visionen zu entwickeln. Gastbeiträge, Themenbeiträge, Kommentare und Provokationen sind dazu herzlich eingeladen!

Weitere Informationen:

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